Liebe Leserinnen und Leser,

Das Jahr 2014 geht zu Ende. Dank toller Leistungen war es für die FCI und die Hunde weltweit ein erfolgreiches Jahr.

2015 wird für unseren Verband ein Jahr mit Herausforderungen werden. Tatsächlich sehen wir uns mit hundeunfreundlichen Gesetzen und verschiedenen Problemen konfrontiert, die sich negativ auf unsere vierbeinigen Freunde auswirken könnten. Dessen ungeachtet bin ich davon überzeugt, dass das FCI-Team diese Schwierigkeiten durch globale Zusammenarbeit zum Wohle aller Hunde weltweit meistern wird.

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Rafael de Santiago
FCI-Präsident
„Das höchste Ergebnis der Erziehung ist die Toleranz“*

*Zitat von Helen Keller, amerikanische Autorin, politische Aktivistin und Dozentin


Das Ausbildungszentrum des litauischen Kennel Clubs (LKD) veranstaltet seit beinahe drei Jahren verschiedene Hunde-Ausbildungsprogramme für junge Leute. Anlässlich des „Internationalen Tags der Toleranz“ wurde am 16. November 2014 ein eintägiges Projekt durchgeführt, das als Test für unsere Aktivitäten diente. Die Schüler einer der Schulen der litauischen Hauptstadt Vilnius bekamen die Gelegenheit, an „Toleranz-Klassen“ teilzunehmen. Eine außergewöhnliche Lehrmeisterin war dabei: die American Staffordshire Terrier-Hündin Nora. Was dieses Projekt besonders macht, ist die Tatsache, dass der American Staffordshire Terrier in Litauen zu den „gefährlichen Hunderassen“ zählt. Insgesamt gehören neun Hunderassen dazu.

Die Unterrichtsstunde begann mit einer lebhaften Diskussion über die Diskriminierung von Menschen und von Tieren. So unterliegt die Zucht von Hunden bestimmter Rassen Beschränkungen. Bei den Kindern herrschte Einmütigkeit darüber, dass solche Auflagen nicht nur die Rechte der Tiere verletzen, sondern auch gegen die Menschenrechte verstoßen. Jeder Mensch sollte die Freiheit haben, ein Haustier nach seinen Wünschen wählen zu können. Darüber hinaus steht es jedem Haustier zu, ein liebevolles Zuhause und einen verantwortlichen Eigentümer zu haben. Im Unterricht wurden die Gründe erklärt, die zur Schaffung der erwähnten Liste geführt haben. Daraufhin wurde festgestellt, dass es nicht die Rasse ist, die zu Problemen führt. Es ist nämlich die Verantwortungslosigkeit der Hundehalter, wodurch anderen Menschen und anderen Lebewesen Schaden zugefügt wird. Es wurde darauf hingewiesen, dass zahlreiche Länder diese Listen der gefährlichen Hunderassen zurückgezogen und den Schwerpunkt auf die Ausbildung der Menschen als Hundehalter gelegt haben. Danach wurde das Ergebnis einer Umfrage vorgelegt, die der litauische Kennel Club ausgeführt hat. Von 856 Befragten sprachen sich 829 dafür aus, die besagte Liste der gefährlichen Hunde wieder abzuschaffen. Die internationalen Hundebiss-Statistiken wurden ebenfalls diskutiert.

Nora, unsere Lehrerin auf vier Beinen, strahlte mit ihrem ständigen Schwanzwedeln Freundlichkeit und Zufriedenheit aus. Damit sorgte sie dafür, dass die Kinder, die erst unbegründete Angst vor Hunden dieser Rasse hatten, nun anderer Auffassung waren. Die gehorsame, aktive und unterhaltsame Nora stimulierte weitere Gespräche über die Rasse. Es wurden viele Fragen gestellt und es fand ein reger Erfahrungsaustausch statt.

Damit hatte unsere Kernbotschaft das Publikum erreicht, nämlich, dass ein Land geschaffen werden muss, in dem liebevoll mit Haustieren umgegangen wird. Die Schüler kamen zu dem Schluss, dass alle Tiere gleiche Rechte haben und in ihrer Verschiedenheit respektiert werden müssen. Alle haben das Recht zu leben, versorgt und geliebt zu werden. Wegen des Fehlverhaltens bestimmter Hunde wurden fälschlicherweise bestimmte Rassen als „gefährlich“ in Listen eingetragen, obwohl die Verantwortung dafür bei den Hundehaltern zu suchen ist. Das Vorhandensein solcher Listen schafft die falsche Annahme, dass bestimmte Hunderassen weniger gefährlich sind und für die Gesellschaft keinerlei Gefahr darstellen. Deswegen ist der litauische Kennel Club (LKD) diesem Problem gegenüber nicht gleichgültig und arbeitet gemeinsam mit verschiedenen staatlichen Organisationen an einer Lösung. Unsere Aktivitäten werden von den Gemeindeverwaltungen unterstützt und unsere Bildungsprogramme für junge Leute finden Anklang in staatlichen Schulen und auf öffentlichen Veranstaltungen. Unsere Organisation ist in einer Arbeitsgruppe vertreten, die sich mit der Abschaffung der Liste der gefährlichen Hunde beschäftigt. Auf staatlich-institutioneller Ebene werden Gesetzesänderungen diskutiert. Das gibt Hoffnung für die Zukunft.

Der litauische Kennel Club